Gaston Phoebus – das Buch der Jagd

Die wohl berühmteste Darstellung der mittelalterlichen Jagd ist zugleich auch eine beeindruckende Naturgeschichte. Das Werk entstand um 1387 und gehört heute zu den schönsten Handschriften des Mittelalters. Strahlendes Gold und leuchtende Farben zeugen vom hohen Niveau der Meister der Bedford-Werkstatt.

Der aufgeschlagene Band zeigt die Pflege der Hunde (fol. 44v), das Flechten der Schlingen und das Knüpfen der Netze (fol. 45r).
Der aufgeschlagene Band zeigt die Pflege der Hunde (fol. 44v), das Flechten der Schlingen und das Knüpfen der Netze (fol. 45r).

Das berühmteste Jagdbuch des Mittelalters

In den Jahren 1387–1389 verfasste der Graf von Foix und Béarn, Gaston III., sein Livre de chasse, dasBuch der Jagd. Dieses Werk ist nicht nur die berühmteste Darstellung der mittelalterlichen Jagd, es darf zugleich als eines der interessantesten kulturgeschichtlichen Zeugnisse seiner Zeit bezeichnet werden.

Gaston de Foix, wegen seiner leuchtend blonden Haare nach dem griechischen Sonnengott auch »Phoe-bus« genannt, schildert in den vier Teilen des Buchs der Jagd in klarer Sprache und didaktisch klug nicht nur die gängigen Formen der Jagd. Vielmehr stellt er eine beeindruckende Naturgeschichte vor, die – lange vor der Zeit empirischer Wissenschaften – allein auf der ausführlichen Beobachtung verschiedener Tiergattungen beruhte und noch im 19. Jahrhundert als Lehrbuch verwendet wurde.

Schon im Mittelalter ein »Bestseller«

Das Buch der Jagd war von Anbeginn an ein großer Erfolg. Am französischen und am burgundischen Hof wurde es nicht nur als Naturstudie und Lehrbuch betrachtet, sondern auch als Kunstwerk, an dem sich immer wieder Maler und Schreiber versuchten. Das höchste Niveau erzielten die Meister der Bedford-Werkstatt mit der hier vorgestellten Bilderhandschrift. Sie gehört, so die Forschung, zu den »schönsten Handschriften des Mittelalters«.

Gaston Phoebus – das Buch der Jagd - Faksimile
Gaston Phoebus – das Buch der Jagd – Faksimile

Strahlendes Gold und leuchtende Farben auf 87 Miniaturen

Herzog Philipp der Kühne, Bruder des bücherliebenden Duc de Berry, ließ diese bisher fast unbekannte, aber auch schönste Bilderhandschrift des heute verlorenen Urtextes des Buchs der Jagd anfertigen.

Auf 128 Folios im beeindruckenden Folioformat 38,5 x 28,6 cm begegnen uns 87 außergewöhnliche Miniaturen. In leuchtend frischen Farben und mit prächtigen, zum Teil mit feinster Ziselierung versehenen Goldgründen präsentiert sich dem Betrachter eine Malerei, die durch feinsinnige Ästhetik überrascht: Die liebevollen Tier- und Naturstudien, die wirklichkeitsgetreuen figürlichen Szenen überzeugen ebenso wie der sensible Umgang mit Farbe. Revolutionär für die damalige Zeit ist die Umsetzung der Dreidimensionalität in der Malerei. All dies lässt erahnen, auf welch hohem Niveau die Künstler in Frankreich arbeiteten.

Die geniale Malkunst aus dem Atelier des Bedford-Meisters

Herzog Philipp der Kühne beauftragte mit der Ausstattung seines Buchs der Jagd nur die besten Buchmaler, die damals in Paris arbeiteten. Die Künstler aus dem Atelier des Bedford-Meisters schufen Miniaturen von überraschender und frischer Lebendigkeit. Charakteristisch für ihren Stil ist insbesondere ein einzigartiger Umgang mit plastischen Formen und Gesichtern wie auch der weichschwingende Faltenwurf.

Gaston Phoebus – das Buch der Jagd - Faksimile
Gaston Phoebus – das Buch der Jagd – Faksimile

Glänzendes Gold und erlesene Farben: die ganze Vielfalt künstlerischer Möglichkeiten

Mit welch erstaunlicher Kreativität sich die Buchmaler ihrer Aufgabe stellten, können wir heute wieder in den liebevoll ausgemalten Bildern des Buchs der Jagd bestaunen. Die Künstler aus dem Atelier des Bedford-Meisters verstanden es meisterhaft, ihr geradezu lyrisches Empfinden für das Reich der Natur in eine detailverliebte Bilderwelt umzusetzen.

Die Vielfalt der Hintergründe aus kostbarem Gold und leuchtenden Farben in unserer Bilderhandschrift ist nahezu grenzenlos. Manchmal wurde das aufgetragene Blattgold noch mit einer filigranen Ziselierung versehen und zum Teil anschließend mit farbigen Mustern bemalt, oder es wurde mit gedämpftem leuchtendem Pinselgold auf farbige Gründe gemalt. Großes Können erforderte das Rautenmuster, dessen einzelne Elemente durch filigranes Dekor noch hervorgehoben wurden.

Bilder wie in den Schlössern der Fürsten

Die großzügige Anlage der Bilder im Livre de chasse und ihre besondere Tiefenwirkung erinnern stark an erlesene Tapisserien. Es liegt auf der Hand, dass die Künstler bewusst diese Wirkung durch die Anwendung bestimmter Maltechniken erzielen wollten, um die Herrlichkeit der Miniaturen zu betonen.

Fol. 31v: Des maladies des chiens et de leurs conditions – Von den Krank­heiten der Hunde und ihrer Art: rasende Wut, laufende Wut, stumme Wut, fallende Wut, schlafende Wut, Kopfwut…
Fol. 31v: Des maladies des chiens et de leurs conditions – Von den Krank­heiten der Hunde und ihrer Art: rasende Wut, laufende Wut, stumme Wut, fallende Wut, schlafende Wut, Kopfwut…

Ein Meisterwerk der Faksimilierkunst in leuchtenden Farben und strahlendem Gold

Das Livre de chasse des Gaston Phoebus erscheint als originalgetreue Faksimile-Edition im Format 38,5 x 28,6 cm. Die streng limitierte Auflage von nur 980 handnumerierten Exemplaren macht das Buch der Jagdweltweit zu einem exklusiven Meisterwerk der Buchkunst mit großen Seltenheitswert.

87 lebendige, reich mit Blattgold und Pinselgold geschmückte Miniaturen, 126 große, phantasievolle Initialen sowie üppiges Rankenwerk aus goldstrahlendem, rotem und blauem Blattwerk verbreiten auf 128 Folios die ganze Pracht französischer Bibliophilie zur Zeit der Gotik. Der in einer wunderschönen, klaren Textura geschriebene französische Text ist auch heute noch gut lesbar.

Edel gebunden in Pergament und Seide, königlich verziert mit der Lilie Frankreichs

Vorbild für den Faksimileband ist ein blauer Seideneinband aus der Bibliothek König Ludwigs XII. Die eigens nachgewebte feine Seide ist mit goldenen Lilien bestickt, dem Wappen der französischen Königsfamilie. Der edle Eindruck des Bandes wird durch die Verwendung feinsten Pergaments vollendet, mit dem der Buchbinder den Buchrücken bezieht.

Fol. 58r: Das gemeinsame Fest­mahl vor einer Jagd. Das Auftragen ver­schiedener Speisen und der Wein, der im Bach gekühlt wird, zeigen die Freude der Künstler am Detail.
Fol. 58r: Das gemeinsame Fest­mahl vor einer Jagd. Das Auftragen ver­schiedener Speisen und der Wein, der im Bach gekühlt wird, zeigen die Freude der Künstler am Detail.

Spannender Wegweiser durch die Handschrift: Der wissenschaftliche Kommentarband

Yves Christe (Genf), William Voelkle (New York) und François Avril (Paris) stellen im Kommentarband eine umfassende historische und kunsthistorische Analyse des Werkes vor. Durch eine vollständige Transkription des Textes in modernes Französisch und die Übersetzung des Textes ins Deutsche kann auch der heutige Betrachter in die adlige Kultur des Mittelalters eintauchen.

Faksimileband und Kommentarband werden in einem schützenden Schuber aus Acrylglas geliefert.